Der US-Suchmaschinendienstleister Google hat mittels der Bayerischen Staatsbibliothek den ersten deutschen Partner für sein Buchsuche-Projekt gewonnen. Das kalifornische Unternehmen scannt circa eine Millionen urheberrechtsfreie Werke ein und macht sie im World Wide Web verfügbar.
Quellen: WirtschaftsWoche, Frankfurter Allgemeine Zeitung, derStandard, Berliner Morgenpost, Focus Online, Heise Newsticker, MDR, ORF
Google hat sich zum Ziel gesetzt, die »… Informationen der Welt zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen«. Dazu will das Unternehmen, neben vielen weiteren Bestrebungen, wie z.B. der Recherche nach Patenten, eine gewaltige Online-Bibliothek mit 15 Mio. Büchern schaffen. Google kooperiert für dieses Vorhaben mit international bedeutenden Universitätsbibliotheken. Dazu gehören die Universitäten von Oxford, Harvard und Stanford. Auch die Universität Complutense Madrid als auch die Bibliothek von Barcelona arbeiten schon mit Google zusammen. Die Bayerische Staatsbibliothek ist aktuell bereits die zwölfte Bibliothek, die sich dem Unterfangen anschließt und laut dem bayrischen Wissenschaftsminister Thomas Goppel die erste Bibliothek im deutschen Sprachraum, die Google ihre Wissensschätze zur Verfügung stellt. „Mit der heutigen Bekanntgabe öffnen wir unsere Bibliothek buchstäblich der ganzen Welt", sagte Bibliotheksdirektor Rolf Griebel bei der Pressekonferenz.
Auch die Bayerische Staatsbibliothek zieht aus der Zusammenarbeit mit Google ihren nutzen. Der Suchmaschinenbetreiber übernimmt „den Großteil der Kosten“ des Münchener Projekts, sagte Jens Redmer, Leiter Google-Buchsuche Europa, dem Handelsblatt. Google konserviert im gleichen Atemzug viele Bücher, die andernfalls zum Schutz vor dem säurebedingten Papierzerfall so oder so digitalisiert werden müssten. Probleme mit dem Urheberrecht gebe es nicht. Das weltweite Vorhaben sei ein „strategisches Investment in die Qualität der Suchergebnisse“, sagte Redmer.
Frage des Urheberrechtes
In den Vereinigte Staaten wirft Konkurrent Microsoft dem Kontrahenten systematische Urheberrechtsverletzung vor. Google erfasse in einigen amerikanischen Bibliotheken auch kopiergeschützte Werke. Wenn Verlage oder Autoren nicht möchten, dass ihre Bücher digitalisiert werden, können sie Google darüber benachrichtigen. Google schließt sie in diesem Fall von der Digitalisierung aus. Diese Praxis des Opt-out greift Microsoft scharf an „Google sagt im Prinzip einfach nur: Vertraut uns und lasst uns kopieren’“, sagte Microsoft-Anwalt Thomas Rubin vor dem Verband der amerikanischen Verleger in New York. Microsoft arbeitet ebenso an der Erfassung der Weltliteratur. Dazu ob sich Microsoft um das Münchener Projekt beworben hatte, wollte ein Sprecher des Softwareherstellers keinen Kommentar abgeben. Google weist die Anschuldigungen Microsofts entschieden zurück. Der Konzern arbeite im Buchprojekt in Übereinstimmung mit internationalem Copyright, das den „fairen Gebrauch“ vorsehe. Er verzichte auf das Kopieren, wenn ein Rechteinhaber dagegen Einspruch erhebe.
Auch Werke von Goethe und Schiller werden digitalisert
Mit mehr als neun Mio. Bänden und 49.000 laufenden Zeitschriften zählt die 1558 gegründete Staatsbibliothek zu den bedeutensten Forschungsbibliotheken der Erde, einzig 89.000 mittelalterliche Handschriften und 20.000 Inkunabeln lagern an diesem Ort. Sie ist neben den reinen Universitätsbibliotheken der Ludwig-Maximilians-Universität und der Technischen Universität für die Versorgung der Studierenden der beiden Universitäten zuständig.
Google wird Werke zum Einscannen beziehen, bei denen der Schutz des geistiges Eigentums abgelaufen ist. Zu den Beständen zählen ferner Texte aus Spezialsammlungen und Raritäten, die bisher nur in den Leseräumen der Bibliothek eingesehen werden konnten. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten und kostbaren alten Handschriften sowie Drucken aus Europa und Asien enthält die Sammlung der Bibliothek auch zahlreiche lizenzfreie Werke in Französisch, Spanisch, Latein, Italienisch und Englisch, die ihren Weg hinein in die Google Datenbankfinden sollen. Auch Werke von Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller und den Gebrüdern Grimm werden bei dem Projekt digitalisiert.
Ein mehrsprachiger Suchindex soll das Retrieval erleichtern. Leser rund um den Globus werden künftig diese Werke per Internet Zugriff im Volltext durchforsten können und als "Vollständige Ansicht" in der eingescannten Version abrufen und herunterladen können. Was auch immer man von einer Welt halten will, die auf der Festplatte besitzen muss, was sie nicht im Kopf hat – Forschung und Wissenschaft werden letztlich aus der bayerisch-kalifornisch Kooperation einen Nutzen ziehen. Und Google wird mit Hilfe des schriftlichen Kulturerbe Deutschlands weltweit noch mehr Buchliebhaber motivieren ihre Suchfunktion einzusetzen.
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